Lukas Kauderer
Innovationsstrategie – notwendig oder überflüssig?
Aktualisiert: 6. Feb. 2020
Um im Wettrennen um die vorderen Marktpositionen erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen wissen, auf welche Zukunftsthemen sie setzen. Ganzheitlich vorgehen, lautet das Credo. Kann eine übergeordnete Innovationsstrategie dabei helfen?

Innovationsstrategie, was ist das überhaupt?
Die Innovationsstrategie ist ein Teil der übergeordneten Unternehmensstrategie. Es werden Ziele, Ressourcen und Maßnahmen definiert, die dem Unternehmen auf dem Wachstumskurs helfen. Dabei geht es vor allem um innovative Geschäftsfelder, Dienstleistungen, Produkte und Prozesse.
Ausgangspunkt ist ein Konzept, das darstellt, in welchem Rahmen die Innovationsmaßnahmen erfolgen sollen und wie der gesamte Entwicklungsprozess gestaltet wird. In diesem Zuge finden auch Herausforderungen, die sich durch die digitale Transformation ergeben könnten, eine besondere Beachtung.
Warum ist eine Innovationsstrategie sinnvoll?
Die Bedürfnisse von Kunden und Märkten verändern sich heute rasend schnell. Unternehmen müssen sich nicht nur auf diese Geschwindigkeit einstellen, sie müssen den Wandel aktiv mitgestalten, um ihre Wettbewerbsposition zu sichern und auszubauen.
Doch neuartige Ideen zu entwickeln, ist eine Herausforderung. Die andere ist – sich nicht zu verzetteln. Denn häufig geht es nicht nur darum, Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, sondern ganzheitlich zu denken, vom Ressourceneinsatz bis zu den Beziehungen zu Stakeholdern. Je größer das Unternehmen, desto vielschichtiger kann diese Aufgabe werden. Eine Strategie, die alle Teilbereiche systematisch miteinander verbindet, ist deshalb entscheidend, um Innovationen langfristig erfolgreich am Markt zu positionieren.
Trotzdem konzentrieren sich viele Unternehmen vor allem auf Geschäftsstrategien und damit auf Taktiken, die sich auf einzelne Bereiche fokussieren. Doch wenn ausschließlich Teilinteressen durchgesetzt werden, kann es passieren, dass Innovationen das Gesamt-Unternehmen langfristig nicht weiterbringen.
Ein zielgerichtetes, ganzheitliches Management der Neuentwicklungen ist daher als Erfolgsfaktor nicht zu unterschätzen, wenn es darum geht, sich im komplexen Marktgefüge zu behaupten.
Durch diesen übergeordneten Fahrplan wird sichergestellt, dass alle Bereiche und Mitarbeiter an einem Ziel arbeiten: Dem Kunden die bestmögliche Lösung für ihre Bedürfnisse zu bieten. Diese Unique Selling Proposition (USP) hilft dem Gesamtunternehmen sich klar vom Wettbewerb abzuheben.
Wie kann eine solche Strategie entwickelt werden?
Zunächst sollte ein Entwurf für die übergeordnete Innovationsstrategie erarbeitet werden, die konsequent auf die Unternehmensziele ausgerichtet ist. Diese Verantwortung liegt häufig bei Vorstand und Führungskräften.
Dabei ist es wichtig, alle Strategien des Unternehmens einzubeziehen, diese zu prüfen und aufeinander abzustimmen. Auch Trends und Entwicklungen im Umfeld des Unternehmens wollen genau in den Blick genommen werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Bestrebungen am Ende zueinander passen und sich gegenseitig unterstützen.
Innovationsstrategie - im Zentrum stehen folgende Schritte:
Herausfinden, welche Innovationen einen maximalen Wert für die Kunden schaffen. Hierfür sind Checklistensinnvoll, die helfen, das Potential richtig einzuschätzen.
Andere Strategien betrachten und Verbindungen herstellen. Zum Beispiel Unternehmensstrategie, Marktstrategien etc.
Potentiale erkennen, die bereits im Unternehmen zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem Know-how im Bereich Technologie, spezielle Kompetenzen der Mitarbeiter, Stärke des Vertriebs, finanzielle Aufstellungen oder auch Kooperationen, die bislang eingegangen wurden.
Planung der Ressourcen, die auf die Entwicklung der verschiedenen Ressourcen fallen.
(Geschäfts-)Bereiche und Teams aktiv einbinden.
Gezielte Maßnahmen ableiten.
Analysen anwenden, Feedback einholen, Strategie anpassen.
Innovationsstrategie inklusive Zielsetzungen visualisieren und für die gesamte Belegschaft transparent darstellen. Das ermöglicht Identifikation.
Eine besondere Rolle spielt dabei die Kommunikation:
Auch wenn der Entwurf des Strategiepapiers häufig Sache des Managements ist, wollen Mitarbeiter einbezogen werden. Das ist nicht nur wichtig, damit die einzelnen Strategien und Schritte zueinander passen, sondern auch, damit sich jedes Mitglied im Team mit den Zielen identifizieren kann.
Motivation durch Teilhabe, lautet die Devise. Wer die Meinung und Bedürfnisse der Belegschaft ernst nimmt, wird seine Innovationsstrategie schneller und vor allem erfolgreicher umsetzen können.
Praxistipps für Unternehmen
Es geht selten darum, das Rad komplett neu zu erfinden oder ein alles veränderndes Produkt zu entwickeln, sondern vor allem darum, Produkte so anzupassen, dass sie noch besser auf die Bedürfnisse der Kundengruppen ausgerichtet sind. Denn genau das führt auch zu einer stärkeren Position im Wettbewerb.
Beispiele für Innovationen können sein:
Geschäftsmodelle überdenken
Neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln
Funktionen von Produkten anpassen
Serviceleistungen anbieten
Neue Kundengruppen oder Märkte ansprechen
Beziehungen zu Stakeholdern überdenken
Neue Technologien einsetzen
Neue Lieferanten finden
Andere Produktions-Techniken oder Software einsetzen
Mitarbeiter einstellen, die andere Qualifikationen aufweisen
Geschwindigkeiten in der Produktion anpassen
Auf Nachhaltigkeit setzen bzw. Umweltbelastung verringern
Andere/neue Vertriebswege ausloten
Organisationsstrukturen optimieren
Häufig führt auch eine Kombination von aufeinander abgestimmten Innovationen in verschiedensten Bereichen zum Erfolg.
Eine Empfehlung ist, eine so genannte Innovationslandkarte einzusetzen. Auf dieser können Innovationen und Vorgehensweisen auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden. Unternehmen müssen sich dabei nicht nur auf einen Bereich konzentrieren, sondern können sich auch in unterschiedlichen Arealen bewegen.
Man unterscheidet dabei zwischen:
Routineinnovation, die auf den Aufbau von bestehenden Geschäftsmodellen setzt und dafür vorhandene Technologien nutzt, z. B. eine neue Version eines bereits bestehenden Modells auf den Markt zu bringen.
Architektonische Innovation, bei der neue Geschäftsmodelle entworfen werden, die komplett neue technische Kompetenzen erfordern.
Radikale Innovation, die vorhandene Geschäftsmodelle nutzt, dabei jedoch neue Technologien verwendet (und entwickelt).
Disruptive Innovation, die neue Geschäftsmodelle entwickelt, aber vorhandene Technologien nutzt.
Macht eine Innovationsstrategie also Sinn?
Innovationen sind heute unerlässlich, denn sie sorgen für Antrieb und helfen Unternehmen, ihre Wettbewerbsposition langfristig auszubauen.
Sollen Produkte oder Strukturen nachhaltig angepasst oder neue Märkte erschlossen werden, braucht es allerdings eine Grundlage, die alle Bereiche des Unternehmens in den Blick nimmt und miteinander verbindet:
Methoden, Werkzeuge und Kompetenzen werden ausgelotet, Wissen geteilt, Ressourcen gebündelt. Nur so kann verhindert werden, dass sich Teams und Geschäftsbereiche verzetteln bzw. Innovationen entwickeln, die das Gesamtunternehmen im Kern nicht weiterbringen.
Hier kommt die Innovationsstrategie ins Spiel, ein Fahrplan, der hilft, alle Maßnahmen aufeinander abzustimmen und auf die übergeordneten Unternehmensziele auszurichten.
Dabei muss jedes Unternehmen eine individuelle Innovationsstrategie entwickeln und diese immer wieder anpassen. Auch das erfordert die rasende Geschwindigkeit und Komplexität des digitalen Wandels.
Nicht zuletzt ist die Kommunikation von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer Innovationsstrategie: Nur wenn alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen und die innovative Vision leben, verstaubt der Plan nicht in der Schublade, sondern wird tatsächlich umgesetzt – und gelebt.
Über den Autor
Marc Thiel ist ein Experte für agiles Projektmanagement. Auf seiner Seite berichtet er über aktuelle Themen und seine Dienstleistungen. Abrufbar ist sie unter: https://marcthiel.de/.
